Welche Maßnahmen wurden getroffen, um die Lieferfähigkeit an die Kunden von LESER aufrecht zu erhalten?
Ein wichtiger Aspekt ist hier grundsätzlich die LESER Strategie, Lagerbestände zu führen um unseren Kunden kurze und verlässliche Lieferzeiten zu bieten. Wir lagern Roh- und Fertigteile im Wert von 12 Mio. € in unserem Werk in Hohenwestedt. Auch unsere Niederlassungen und Partner halten vor Ort noch weitere Lagerbestände, um kurze Lieferzeiten in den einzelnen Märkten zu gewährleisten.
So konnten wir frühzeitig die verfügbaren Teile den bestehenden Aufträgen zuordnen sowie bei Fehlbeständen in Absprache mit unseren Kunden Alternativen finden. Beispielsweise sind wir auf andere Werkstoffe umgestiegen, haben das Bauteil aus Vollmaterial hergestellt oder haben ein alternatives Produkt ausgewählt.
Vor dem Hintergrund abreißender Lieferketten war es zunächst wichtig, Klarheit über entstehende Engpässe zu erhalten und Handlungsfelder zu definieren. Durch Intensivierung von Reichweitenanalysen auf Komponentenebene sowie Kundenauftragsanalysen konnten wir diese Transparenz schnell herstellen.
Was haben Sie im Falle eines drohenden Engpasses unternommen?
Unsere LESER Materialwirtschaft verfolgt eine konsequente 2-Lieferantenstrategie. Für alle Komponenten haben wir mindestens zwei, voneinander unabhängige Lieferanten und teilweise einen weiteren Lieferanten in der Qualifizierung. So konnten wir in vielen Fällen notwendige Bestellungen einfach bei einem zweiten, nicht betroffenen Lieferanten platzieren. Insbesondere für Gussmaterialien ist dies nicht selbstverständlich. Das Vorhalten und Qualifizieren von mehreren Gussmodellen je Materialnummer ist aufwendig. Daher scheuen viele Ventilhersteller diesen Aufwand. Einige Ventilgehäuse wurden auch aus Vollmaterial zerspanend hergestellt.
Waren diese zweiten Lieferanten immer in einem nicht betroffenen Land?
Nein, auf einen Fall wie eine globale Pandemie waren auch wir nicht vorbereitet. Allerdings hat uns LESERs etablierter Materialwirtschaftsprozess, neue Lieferanten zu erschließen und aufzubauen, geholfen. Wir haben in Einzelfällen schnell weitere, nicht von der Pandemie betroffene Lieferanten aktiviert. Durch die enge Zusammenarbeit der Bereiche Qualität und Materialwirtschaft haben wir beispielweise einen Gusslieferanten inklusive Modellaufbau kurzfristig qualifiziert und somit einen Engpass vermieden.
Der enge Kontakt und die durch die Materialwirtschaft aufgebauten langjährigen Beziehungen zu unseren Gießern haben uns geholfen, nach der Wiedereröffnung in Indien schnell wieder Material auf den Weg in unser Lager zu bringen. Die erste Luftfracht-Lieferung aus Indien war bereits direkt nach der Wiedereröffnung der Wirtschaft unterwegs.
Wenn dann doch ein Auftrag von fehlenden Materialien betroffen war, konnte ich durch meine Vertriebserfahrung und guten Kontakte zu den ehemaligen Kollegen frühzeitig zu einer Information des Kunden und möglichen Lösungen, zum Beispiel die Lieferung von alternativen Produkten, beitragen.